Winklbühne Prutz/Faggen

Kontakt

Helmut Nigg
Hupfezerweg 10
6526 Kauns
0664-6272217
helmut.nigg@rbgt.raiffeisen.at

Aufführungsort

Prutzer Winkl- Kulturzentrum Winkl
6522 Prutz
www.winklbuehne.at

Helmut Nigg zur
Winklbühne Prutz/Faggen

Es liegt im Geist der Zeit, das Theater eines Ortes als spezifisches Markenzeichen zu verstehen. Und das braucht es auch bei der Dichte der Theaterlandschaft, besonders im „Oberen Gericht“, wo  sich mehrere Bühnen ein ausgeprägtes Profil erworben haben, von Kauns bis Fiss, oder von Tösens bis Fließ, wo die Theatergeschichte bis ins 17. Jahrhundert zurück verfolgbar ist.
Die „Winklbühne Prutz/Faggen“ war zu Zeiten des Wirkens von Spielleiter Werner Tröber unbestritten die rührigste weitum. „Er nahm“, so hieß es in einer Würdigung vor der Jahrtausendwende, „eine Entwicklung vorweg, die erst allmählich Anerkennung findet. Er hatte die Linie des ironischen Volkstheaters gegenüber anfänglich skeptischen Zuschauern mit überzeugender Kraft durchgesetzt. Die Entwicklung wurde nach einer gelungen Freilichtaufführung des "Brandner Kaspar" sichtbar und sie mit "Holzers Peepshow" (von Markus  Köbeli) und Karl Wittlingers "Hotzeblitz" (1994) fortgesetzt. Er hat Volkstheater als Mittel des Widerstandes  gegen das Verharren in Klischees und in der Absicht des lustvollen  Aufbrechens erstarrter Lustspielmuster verstanden.“

Die Chronik weiß zu berichten, dass die „Prutzer Dilettantenbühne“ vor dem Ersten Weltkrieg von drei heimischen Studenten ins Leben gerufen wurde, wobei Frauenrollen durchwegs von männlichen Darstellern gespielt wurden. 

Gespielt wurde beim Köhle (Gasthof Greif) oberen Hausgang: s`Venedigermandl, Junggesellensteuer  . . . .
Damals war es noch mit einer Schwierigkeit verbunden, Theater zu spielen. Mädchen durften nicht dazu herangezogen werden. Das galt als unschicklich, ein wenig sündhaft. So kam es, dass Männer Frauenrollen spielten.
Die Dilettantenbühne erfreute sich regen Zuspruches und mag wohl auch Anlass zur Gründung des Geselligkeitsvereines im Jahr 1921 gewesen sein. Der Verein hatte schon im ersten Jahr seines Bestandes bedeutende Erfolge seiner Tätigkeit zu verzeichnen. Dazu gehörte vor allem die Erwerbung und Instandsetzung eines Vereinslokales. Es gelang, die „Gemeindeschupfe“ – eine Wagenremise – im Entbrückler Gries zur Benutzung für Vereinszwecke zu erhalten. Sie hatte zuletzt der Einquartierung italienischer Besatzungssoldaten gedient; vorher diente sich auch den Bahnbauarbeitern (Vinschgaubahn Landeck-Mals) als Unterkunft. Wochenlang versammelten sich die Vereinsmitglieder in den Abendstunden, um das zukünftige Vereinslokal zu säubern, zu räumen und zweckentsprechend herzurichten. Es musste aber eine Einnahmenquelle geschaffen werden und daher sollte zunächst eine Bühne eingebaut werden. Nach 21/2 Monaten unermüdlicher Arbeit war alles so weit fertiggestellt, dass die erste Vorstellung gegeben werden konnten (16.5.1921). In rastlosem Eifer wurden in diesen Jahren des Aufbaues die Volksstücke „Schuldbeladen“, „Junggesellensteuer“, „Himmelhof“, „Vorn Suppenessn“, „s-Hexenstückl“ und „Narrenzettl“ aufgeführt. Dass der Geselligkeitsverein auf dem Gebiete der Fortbildung im engeren Sinne (Statutenbestandteil), nämlich durch Veranstaltungen von Vorträgen nicht tätig sein konnte, lag in der pekuniären Lage begründet und es musste diesbezüglich zugewartet werden, bis der Verein finanzkräftiger geworden und nicht mehr so sehr auf entgeltliche Veranstaltungen angewiesen war. Im weiteren Verlaufe konnten Kulissen, Szenerien, Garderobenteile- und Dekorationsstücke angeschafft werden. Wiederum half die Gemeinde Prutz durch Überlassung von 12 Stämmen Holz um die großen Anschaffungen leichter finanzieren zu können. Über die Bühne gingen „Mutterliebe“, „Die sich wiederfinden“, „Die Räuber am Glockenhof“, „s-Nullerl“, „der Föhn“ und „Protzenbauer“.
Das Wirken des Vereines im Sinne der Zusammenarbeit und des gegenseitigen Sichverstehens war allezeit eines der Hauptanliegen. In diesem Sinne war man immer darum bemüht, in kleinen gemütlichen Feiern und bei Wanderungen und Ausflügen freundliche Kontaktnahme zu fördern, einander in Freundschaft nahe zu sein, einander zu verstehen und zu vertragen.
Als es im Laufe der Jahre dem Verein finanziell besser ging und die dringendsten Arbeiten erledigt waren, konnte man auch auf dem Gebiete der Fortbildung im engeren Sinne aktiv werden und den Herrn Dekan Lorenz-einen über die lokalen Grenzen hinaus bekannten Heimatforscher- zu einigen Vorträgen gewinnen.
Mitte der Dreißigerjahre –nach Mehreren Jahren Pause, das Lokal wurde von der Innbauleitung als Magazin benutzt, von der Gemeinde zur Lagerung von Kalk und Säuberung von Saatgut benutzt - in den Jahren bitterster Not, war es der Oberlehrer Patscheider, der mit begeisternden Worten zur Reaktivierung des Vereinsgeschehens drängte und in der Tat das noch kaum glimmende Flämmchen wieder zur lodernden Flamme entfachen konnte. Wieder stellten sich die Mitglieder zu Fronarbeiten, oft mit Roß und Wagen. Heimatkundliche Vortragsabende, Theateraufführungen „Im Himmlhof“, „Die drei Eisbären“, einige Wiederholungen früher gebrachter Stücke „Um Haus und Hof“, „S`Nullerl“, „Föhn“, „Peter Sigmair“, „Die Räuber am Glockenhof“, „Meineidbauer“ – das waren wieder deutliche Lebenszeichen. Die Folge davon: Immer mehr junge Leute ersuchten um Aufnahme als ordentliche Mitglieder des Geselligkeitsvereines Prutz. Das blühende Vereinsleben fand ein jähes Ende – wie so vieles – im Jahre 1938. Das einstudierte Stück „Die drei Dorfheiligen“ kam nicht mehr zur Aufführung war dann jedoch das erste Stück nach dem 2. Weltkrieg im Jahre 1946. Regie führte dabei der damals noch wenig bekannt Kunstmaler Martin Stecher.
Am 11.3.1946 erfolgte das Ansuchen zur Vereinsaktivierung und wurde mit Bescheid des Sicherheitsdirektors für Tirol vom 23.8.1946 neuerdings genehmigt. Diesem Bescheid ging eine Zustimmung durch die französische Militärregierung als Besatzungsmacht einher. Der neu formierte Vereinsvorstand musste eine eidesstattliche Erklärung abgeben, dass keiner jemals Mitglied bei der N.S.D.A.P war. Weiters musste man sich einer Begutachtung durch eine Fachjury (geprüft wurde die Befähigung zu einer Laienspielgruppe) in Innsbruck stellen. Vor jeder Aufführung musste, unter Bekanntgabe des Stückes, um die Aufführungsgenehmigung angesucht werden. Ab dem Jahre 1952 erteilte die Bezirkshauptmannschaft Landeck die Lizenz für Dilettantenvorstellungen für 1 Jahr.
Es folgte eine 40 jährige Bühnentätigkeit. Unter der Spielleitung von Martin Stecher hatte die Heimatbühne nicht nur im oberen Gericht Klang und Namen. Schon in jungen Jahren spielte Martin Stecher bei der Innsbrucker Volksbühne im Leosaal. Er ist Autor mehrerer Volksstücke („Lana“, „Bergsturz“) und Autor des Schauspiels „Auf in die Pontlatz“. Auch bei Hörspielen des Tiroler Rundfunks hat Stecher namhaft mitgewirkt.
Die Umbenennung von Geselligkeitsverein in Heimatbühne Prutz erfolgte im Jahre 1961 und zwar deswegen, weil die in den Satzungen des Geselligkeitsvereines enthaltenen Hinweise und Verpflichtungen bezüglich bildender Vorträge, Dichterlesungen und sonstiger Fortbildungsveranstaltungen von anderen bestehenden Einrichtungen erfüllt wurden (Kath. Bildungswerk etc.).
Die Höhepunkte bis zum Jahr 1972 des Prutzer Theaters waren zweifelsohne der Einakterzyklus von Franz Kranewitter „Die 7 Todsünden“, dann Karl Schönherrs „Judas von Tirol“ und Martin Stechers „Auf in die Pontlatz“.
Auszug aus einer Kritik zu den 7 Todsünden: „Diese Prutzer Leistung war mehr als ein bloßer Achtungserfolg des Dorfes in der Stadt. Es ist auch äußerst schwierig, einzelne Darsteller gegenüber anderen so hervorzuheben, dass nicht ein gegenseitiges Ausspielen u.U. die Folge sein könnte. Man muß vielmehr sagen: Die Leistungen dieses Ensembles waren fast ein Ganzes, ein Guss, in dem höchstens die Spieler der bedeutenderen Rollen eben wegen dieser hervorragten. Dass dieses Wagnis gelang, die herben, aus dem ureigensten Volksleben gegriffenen Menschen und Szenen Franz Kranewitters in dieser fast vollendeten Form zu bringen, verdanken die Prutzer dem alten Exl-Spieler Hans Kratzer.“
Die „Kulturberichte aus Tirol“ vom Dezember 1967 schreiben: „Den eigentlichen Abschluss des Schönherr Gedenkjahres bildete die von uns bereits angekündigte Aufführung des „Judas von Tirol“. Eine Aufführung, die in zweifacher Hinsicht denkwürdig bleiben wird. Einerseits dadurch, dass sich drei bewährte Volksbühnen Westtirols, und zwar die von Landeck, Prutz und Pians, für diese Aufführung zusammengeschlossen hatten und dadurch eine ausgewähltes Ensemble ihrer besten Spieler zusammenstellen konnten. Andererseits – und zwar in besonderem Maße – liegt die Bedeutung in der Aufführung selbst, die als ein Durchbruch in das Tiroler Volksschauspiel der Zukunft bezeichnet wurde. Vom stilisierten Szenenbild angefangen bis zur neuartigen Gestaltung des Spieles selbst, machte der oft schon bewährte Spielleiter Martin Stecher einen interessanten Vorstoß zu einem neuartigen Schönherr-Stil. Das Volksstückartige-und das ist in diesem Falle der bestimmende Geist – ist geblieben, nur in der äußeren Spielgestaltung hat man versucht, die bisherige Tradition zu verlassen. Dieser Versuch hat trotz der damit verbundenen Schwierigkeiten zu einem vollen Erfolg geführt. Die Spieler aus Prutz, Landeck und Pians haben die ihnen von der Regie gestellten neuen Aufgaben zum überwiegenden Teil gut gelöst und so den Abschluß dieses Schönherr Gedenkjahres auch zu einem volkstheatergeschichtlichen Ereignis gemacht.“ (A.Strobel).
Gleichermaßen vorzügliche Kritiken fand Martin Stechers Schauspiel „Auf in die Pontlatz“. Hervorragend, Ausgezeichnet und ähnliche Superlative ehrten den Autor und Spielleiter und die Darsteller. Groß war das Interesse daran und vielfältig der Widerhall. So kamen Anerkennungen, Glück- und Segenswünsche vom Exz. Dr. Rusch und LH Dr. Tschiggfrey. Erinnert werden muss auch an „Das Wunder zu Landeck“, jenes alte (1735) von Kurat Lechleitner geschriebene und von Prof. Kuprian wiederentdeckte Volksschauspiel, an dem die Prutzer Bühne nicht gerade nebensächlich mitwirkte, schließlich stellte sie die drei Hauptdarsteller. Der im Bezirk Landeck als Intendant des Schwäbischen Landesschauspiels weithin bekannte Bernd Hellmann führte die Regie.
Neben den zuvor erwähnten Volksstücken brachte man auch Schwänke und Lachschlager auf die Bühne, wobei man darum bemüht war, Kitsch und falsche Theaterkost zu meiden.
Im Jahr 1972 wurde das 60-jährige Bühnenjubiläum mit verdienten Ehrungen gefeiert. Zu diesem Anlass fand eine sehr erfolgreiche Festaufführung von Anzengrubers „G`wissenswurm“ statt. In der Folge bewältigte die Heimatbühne Prutz pro Jahr zwischen 2 und 3 Aufführungen.
Im Jahre 1976/77 erfolgte ein großzügiger Umbau/Erweiterung des Vereinshauses. Zur weiteren Aufführung kamen „Der Gwissenswurm“, „Der keusche Josef“, „Auf in die Pontlatz“, „Die drei Eisbären“, „Der Lausbua“, „Der Schuastergselle“, „Die pfiffige Urschl“, „Lamml, Bamml, Hamml“, „Die Fischpredigt“, „Der heilige Quasimodo“, „Das Herz am rechten Fleck“, „Ratsel um Rosl“, „Der Giggl“,  „Der Zwillingsbruder“, „Der Naz, Der Joch“, „Bruder Martin“, „Die Ledigensteuer“, „Die Junggesellensteuer“, „Alois, wo warst Du heute Nacht“, „Der verkaufte Großvater“, „s`Glück auf der Alm“.
Im Jahr 1982 erfolgte ein Generationenwechsel in der Spielleitung mit Helmut Nigg. Mit den Inszenierungen „Der siebte Bua“ „Der Brandner Kasper“, „Der dürre Baum“, „Der Hotzeblitz“, „Die Peepshow“ wurde der bisherige erfolgreiche Weg fortgesetzt. Weitere Highlights waren E. Schönwieses „Die braven Helden“ mit ca. 40 Mitwirkenden, eine Filmproduktion mit Schauspielern der Heimatbühne Prutz für das Musikwerk „Der Traum eines Österreichischen Reservisten“ gemeinsam mit der Musikkapelle Prutz und die ORF-Produktion von Felix Mitterers „Superhenne Hannah“ als Puppenspiel. Vor 4 Jahren wagte man sich an ein neues Genre mit den Boulevardkomödien „Der Meisterboxer“ und „Die Perle Anna“.

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